INFODOQ – jetzt auch mobil
Im Rahmen des Projekts INFODOQ wurde in den vergangenen drei Jahren eine prototypische Online-Plattform für ambulant betreute Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz entwickelt. Mit INFODOQ Mobile wird die Dokumentations- und Kommunikationsplattform flexibler und praxisnaher. Träger des Modellprojektes und Kooperationspartner der Hochschule RheinMain ist die Hans und Ilse Breuer-Stiftung. Gefördert wird es vom Hessischen Sozialministerium und einem Verbund gesetzlicher Krankenkassen.
Selbstverwaltete Wohn-Pflege-WGs sind aufgrund der hohen Koordinations- und Abstimmungsaufgaben auf funktionierende Kommunikationsinstrumente angewiesen. Der darin gelebte Bürger-Profi-Mix ist zudem ein wesentliches Qualitätsmerkmal. Gegenwärtig existieren etwa 15 selbstverwaltete Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz in Hessen, zwei davon waren in die Entwicklung und Evaluation von INFODOQ eingebunden. "Mit INFODOQ wollen wir die Betreuungsdokumentation entbürokratisieren und gleichzeitig ein effektives und nutzerfreundliches Informations-, Kommunikations- und Organisationsinstrument für das Verantwortungsdreieck mit Angehörigen beziehungsweise rechtlichen Betreuerinnen und Betreuern, Vermieterinnen und Vermietern sowie Pflegediensten entwickeln", erklärt Prof. Dr. Ludger Martin vom Fachbereich Design Informatik Medien das Vorhaben.
Mobile-Version näher an der Praxis
Während der Projektlaufzeit wurde durch Tests und Evaluationen klar, dass INFODOQ noch stärker an die Bedarfe und Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer angepasst werden soll. Aktuell ist die Nutzung von INFODOQ nur an PC oder Laptop sowie nur online möglich. Das Ziel von INFODOQ Mobile besteht darin, noch flexibler in den Alltag der Anwenderinnen und Anwender integriert zu werden und zu mehr Barrierefreiheit beizutragen. Die prototypische Online-Applikation soll nun auch als Smartphone-App zur Verfügung stehen. „Es geht darum, mit wenigen Fingerbewegungen eine Pflegemaßnahme zu dokumentieren und zentral zugänglich zu machen, etwa für Angehörige“, so Prof. Dr. Martin.
Zusätzlich sollen moderne Interaktionsmethoden integriert werden. Dazu zählt die Möglichkeit, mit der App arbeiten zu können, wenn das Smartphone offline ist. Vorgesehen ist ebenso, dass die Smartphone-App die Userinnen und User durch Push-Benachrichtigungen auf dem Laufenden hält. Auch soll die Nutzung per Spracheingabe ermöglicht werden, wie es viele von anderen Kommunikations-Apps bereits kennen. Eine weitere Funktion soll ein digitales Schwarzes Brett sein, wo Fotos und Rezepte hochgeladen oder Umfragen erstellt werden können. "Die Kommunikation wird dadurch noch transparenter, Entscheidungen können schneller getroffen, auftretende Probleme zeitnah behoben werden. Angehörige können nicht nur tagesaktuell über die Aktivitäten auf dem Laufenden gehalten werden, sondern sie sparen sich auch das Nachschlagen in der Akte, wenn sie zu Besuch kommen. Der Mehrwert: mehr Zeit für die Angehörigen während der Besuchszeit", sagt Prof. Dr. Martin. "Mit INFODOQ Mobile erweitern wir die technischen Möglichkeiten einer gelingenden WG-Organisation."
Mehr Zeit für Menschen
Gegenwärtig wird INFODOQ in zwei hessischen Demenz-WGs von Angehörigen sowie den Pflege- und Betreuungsdiensten angewendet. Die Nutzerinnen und Nutzer sind neben den Pflege- und Betreuungsdiensten meist Angehörige der Bewohnerinnen und Bewohner im Alter ab etwa 50 Jahren. Sie gaben an, ihre Smartphones nahezu rund um die Uhr und für sämtliche Online-Aktivitäten zu nutzen, zugleich haben sie zu Hause häufig keinen PC zur Verfügung. Diese Entwicklung legen auch aktuelle Studien nahe: Seniorinnen und Senioren entdecken mobile Endgeräte für sich; gegenwärtig nutzt bereits jeder Fünfte der über 65-Jährigen Kommunikations-Apps wie WhatsApp (Quelle: Digitalindex 2018/2019). In jüngeren Jahrgängen sind dementsprechend noch mehr mobile Nutzungen anzutreffen. "Auch Pflege und Betreuungsdienste arbeiten immer mehr über mobile Datenerfassungssysteme, so dass eine mobile App die WG-Abläufe effizienter gestalten kann. Hinzu kommt, dass effiziente Abläufe dazu beitragen, dass mehr Zeit zur qualitativen Begleitung der Menschen mit Demenz zur Verfügung steht und somit genutzt werden kann, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern", erklärt Prof. Dr. Martin.